26ter Mai 2025
Strom an Bord
Heute ist Montag, die Geschäfte haben wieder geöffnet, und wir konnten endlich unsere neuen Batterien abholen. Gleich früh morgens fuhren wir nach Papeete. Im Laden sprach niemand Englisch, also mussten meine zweieinhalb Worte Französisch, viele Handbewegungen und ChatGPT herhalten. Und irgendwie hat’s funktioniert! Nur eine halbe Stunde später hatten wir drei neue 150-Ah-Gel-Batterien im Kofferraum unseres kleinen Autos. Jede wiegt etwa 35 Kilo. Wie wir die wohl aufs Boot bekommen sollten? Ein Problem für Alex-und-Niccy der Zukunft.
Nächster Punkt auf der Liste: das Chainplate-Problem.
Wir versuchten unser Glück in einem Segelladen und erklärten, was wir suchten, aber die hatten scheinbar noch nie von Chainplates gehört. Alex machte eine wunderbar detaillierte Zeichnung, aber auch das half nicht. Wir warn uns auch nicht sicher wie hoch unsere Chancen im allgemein waren da es Chainplates in hunderten Formen und Größen gibt, aber wir mussten es zumindest probieren. Also weiter zum nächsten Laden. Die Hoffnung war gering, der Laden sah nicht unbedingt danach aus, als hätte er so ein spezielles Teil auf Lager. Und tatsächlich musste uns der Mann hinter der Kasse enttäuschen. Trotzdem gaben wir nicht auf. Wir fragten ihn ob er vielleicht eine Metallwerkstatt kennen würde, die uns ein solches Teil anfertigen könnte. Überraschung! Er kannte tatsächlich jemanden und gab uns die Nummer eines Metallarbeiters, der eine kleine Werkstatt am anderen Ende der Insel betreibt. Definitiv einen Versuch wert.
Wir kauften uns Frühstücks-Sandwiches von einer lokalen Bäckerei und setzten uns in einen schattigen Park am Wasser. Ich schrieb dem Metallbauer über WhatsApp und schickte ihm Alex’ Zeichnung. Und… er antwortete fast sofort. Noch besser: Er hatte zufällig ein Stück Edelstahl da, das fast genau passte. Etwas dicker und breiter, aber absolut machbar. Er meinte, er könnte es bis Ende der Woche fertig haben oder sogar bis morgen, wenn wir bereit wären, einen kleinen Aufpreis zu zahlen. Ähm… ja, bitte! Noch vor Alex’ Abreise segeln? Jeden Cent wert.
Mit neuer Motivation fuhren wir zurück zur Marina und starteten die nächste Herausforderung: Batterien einbauen.
Zuerst ging’s mit dem Dinghy zu Tauha, um die alten auszubauen. Alex übernahm die meiste Schlepperei, im wahrsten Sinne. Er klemmte die alten Batterien ab, hievte sie aus dem Boot und bekam sie irgendwie ins Dinghy. Ich hatte schon mühe eine einzige hoch zu heben – wie er die Dinger balancierte, während das Dinghy schwankte, ist mir ein Rätsel. Zwei der Gel-Batterien waren sichtbar beschädigt. Die dritte sah okay aus… bis wir sie testeten. Tot. Wir brachten sie zur Entsorgungsstation der Marina, luden die neuen Batterien, in Müllsäcke verpackt, gegen Spritzwasser, ins Dinghy und tuckerten zurück zum Boot.
Alex begann, sie an Bord zu hieven. Und bei Batterie Nummer zwei hatte ich plötzlich einen Flashback zu meinem Koffer-Fiasko in der ersten Nacht. Beim Hochdrücken der zweiten Batterie trieb das Dinghy rückwärts, weg vom Boot. Die Batterie hing halb über dem Wasser, doch mit einem letzten Stoß schob Alex sie doch noch aufs Boot. Danach war er einverstanden, auch das Heck des Dinghys festzubinden. Lektion gelernt.
Alle drei Batterien waren nun an Bord, also wollten wir die Schnellklemmen anschließen, die wir extra gekauft hatten, um die Batterien später einfacher abklemmen zu können. Aber… Problem Nr. 1: Die Schrauben waren zu lang und passten nichtig die vorgesehenen Aussparungen der Batterien. Nach einigem Herumprobieren entschied sich Alex, die Bolzen zu kürzen. Nervige Arbeit ohne richtiges Werkzeug, aber er bekam’s hin. Dann Problem Nr. 2: Beim Festschrauben der Messingklemmen scherte eine einfach ab. Zack. Sauber durch. Wir saßen da, zwei Minuten lang still (ein paar Schimpfwörter flogen). All die Arbeit und jetzt sollten wir die Batterie nicht anschliessen können?
Nach einer kurzen Pause hatte Alex eine Idee. Er versuchte das abgescherte Teil mit Druck auf dem Gegenstück zu drehen… und… es funktionierte. Stück für Stück kämm das Messinggewinde aus dem Schraubloch! Von Frust zu Triumph in Sekunden. Alex schloss alles an, und zack: Strom auf Tauha. Wir waren durchgeschwitzt, völlig erledigt, aber total erleichtert.
Mit dem Dinghy ging’s an Land, wo wir uns eine lange, himmlische Dusche in der Marina gönnten. Zurück an Bord gab’s ein gutes Abendessen, dann fielen wir erschöpft aber glücklich ins Bett.
Morgen: Mission Chainplate.




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