Das Geheimnis der schwimmenden Kokosnuss
Enos, der Schimpanse, saß am Strand. Seine Zehen gruben sich in den nassen Sand, während die Wellen vor ihm leise hin und her plätscherten, fast so als könnten sie sich nicht entscheiden, ob sie kommen oder gehen wollten. Nachdenklich starrte Enos aufs Meer. Er träumte davon, sein eigenes Segelboot zu bauen und damit über die großen, weiten Ozeane zu segeln. Mit einem Seufzer hob er einen runden, flachen Stein auf und schnippte ihn übers Wasser. Flitsch! Flitsch! Platsch! Der Stein versank, genau wie Enos immer dann, wenn er zu viele Bananen gegessen hatte. Noch ein Stein. Flitsch! Platsch! Direkt nach unten. „Hmpf“, brummelte Enos. „Wie soll ich je ein Boot bauen, wenn alles sinkt…außer vielleicht ein Blatt? Aber ich kann doch kein Boot aus Blättern bauen!“
Da fiel ihm etwas ins Auge. Dort draußen, zwischen den kleinen Wellen, schaukelte eine halbe Kokosnussschale. Ganz ruhig und mühelos trieb sie auf dem Wasser. Enos sprang auf. „Warte mal! Warum treibst du? Du bist doch schwerer als ein Blatt!“ Er watete eilig ins Wasser, doch im letzten Moment zog die Strömung die Kokosnussschale mit einem frechen Schwung davon. „Na gut“, seufzte Enos und stapfte mit triefenden Beinen zurück an den Strand. „Ich finde eine bessere Kokosnuss.“
Und tatsächlich. Nur einen Augenblick später trieb direkt vor seiner Nase ein weiteres grün-braunes, rundliches Ding vorbei. Mit einem freudigen „A-HA!“ warf sich Enos darauf und umklammerte es fest. Doch plötzlich… bewegte es sich! „HEY!“ rief eine Stimme aufgebracht. „Lass meinen Panzer los, du flauschiger Verrückter!“ Erschrocken stolperte Enos rückwärts und warf das Ding in Panik zurück ins Wasser. Es blinzelte ihn an, mit einem kleinen, runzligen Kopf. „Du bist… keine Kokosnuss“, murmelte Enos. Das Wesen schnaubte. „Brillante Schlussfolgerung, du haariger Wischmopp. Ich bin eine Meeresschildkröte, jawohl. Ich wurde schon für einen Stein gehalten, einen Wasserball und jetzt das hier. Was kommt als Nächstes? Eine Salatschüssel?“


Enos kratzte sich verlegen am Kopf. „Oh… Entschuldigung. Du triebst genau so im Wasser wie die Kokosnussschale, die ich vorhin gesehen habe.“ „Natürlich tat ich das“, sagte die Schildkröte und drehte sich gemütlich hin und her. „Ich schwimme. Ich bin gebaut zum Schwimmen.“ Sie hielt kurz inne, dann blinzelte Enos an.
Enos kratzte sich verlegen am Kopf. „Oh… Entschuldigung. Du bist einfach genauso im Wasser getrieben wie die Kokosnussschale, die ich vorhin gesehen habe.“ „Na klar bin ich das“, sagte die Schildkröte und schaukelte hin und her. „Ich schwimme. Ich bin dafür gemacht.“ Sie machte eine kurze Pause und sah Enos dann mit einem schiefen Lächeln an. „Willst du mein Geheimnis wissen?“ Enos nickte eifrig. „Ja, unbedingt! Ich muss es wissen! Ich will nämlich ein Boot bauen!“ Der grummelige Blick der Schildkröte schmolz dahin, als sie das Leuchten in Enos’ Augen sah. Ihr Gesicht wurde weich, und sie schenkte ihm ein warmes, wissendes Lächeln. „Na dann, Seemann. Setz dich. Es wird Zeit für eine kleine Lektion in Sachen Auftrieb.“ „Auf… was?“ „Auftrieb“, wiederholte sie geduldig. „Wenn du etwas ins Wasser fallen lässt, kämpfen zwei Kräfte miteinander: Die Schwerkraft zieht es nach unten, und das Wasser drückt dagegen nach oben.“ „Die Schwerkraft“, erklärte die Schildkröte, „ist übrigens auch das, was dich am Boden hält. Sonst würdest du wie ein Ballon durch die Gegend schweben. Die Erde zieht dich an. Sie gibt dir sozusagen eine riesige, unsichtbare Umarmung.“
Enos beugte sich gespannt vor. Seine Augen waren groß vor Neugier. „Wenn etwas klein und schwer ist, so wie deine Steine, dann gewinnt die Schwerkraft. Plopp. Aber wenn etwas leicht ist oder sich weit verteilt, wie ich oder die Kokosnussschale, dann hat das Wasser mehr Fläche, um dagegen zu drücken. Dieser Gegendruck heißt Auftriebskraft. Und wenn die stärker ist als die Schwerkraft, dann… schwimmt es!“ Enos runzelte die Stirn. „Aber… du bist doch nicht hohl wie eine Kokosnuss!“ „Stimmt“, sagte die Schildkröte mit einem Grinsen. „Aber ich bin breit, habe Luft in der Lunge und bin so geformt, dass sich mein Gewicht gut auf dem Wasser verteilt. So kann es mich besser nach oben drücken. Boote funktionieren ganz ähnlich. Sie müssen nicht unbedingt leicht sein, nur Auftrieb haben.“ „Breit… Luft… nicht wie ein Stein…“, murmelte Enos und seine Augen begannen zu funkeln. „Ganz genau“, sagte die Schildkröte zufrieden und wandte sich wieder dem Meer zu. Sie machte ein paar kräftige Schwimmzüge, drehte sich dann aber noch einmal um und rief mit einem Augenzwinkern: „Und vielleicht… umarmst du nächstes Mal nicht einfach wildfremde Leute im Meer, ja?“


Enos lachte. „Ich danke dir! Ich hoffe, ich sehe dich wieder! Wie heißt du eigentlich?“ Die Schildkröte lächelte. „Muriel“, sagte sie, bevor sie ihren Kopf unter die Wasseroberfläche tauchte und in den Wellen verschwand. Enos blieb einen Moment lang ganz still stehen. In seinem Kopf wirbelten die Gedanken durcheinander. Die Schwerkraft zieht. Das Wasser drückt. Wenn man schwimmen will, muss man dem Wasser helfen zu gewinnen. Vielleicht, nur vielleicht, wussten Kokosnüsse und Schildkröten mehr über Boote, als Enos je gedacht hätte.
Experiment mit Enos
Nachdem ihm Muriel, die Meeresschildkröte, erklärt hatte, dass sie schwimmen kann, weil sie ihr Gewicht auf dem Wasser verteilt, wurde Enos neugierig. „Kann das wirklich stimmen?“, überlegte er. „Macht die Form wirklich einen Unterschied in der Frage ob etwas schwimmt?“ Jetzt bist du dran, gemeinsam mit Enos zu staunen und zu forschen! Finde heraus, wie Auftrieb funktioniert und warum die Form eines Bootes so wichtig ist!
Du brauchst:
Ein kleines Stück Alufolie
Eine Schüssel oder einen Eimer mit Wasser
Ein paar kleine Schätze zum Beispiel Münzen oder Murmeln
Zuerst knüllte Enos die Alufolie zu einer festen kleinen Kugel zusammen und ließ sie ins Wasser fallen. Platsch! Sie sank sofort auf den Grund, genau wie die Steine. „Ganz sicher kein Boot“, grummelte Enos. Dann glättete er dieselbe Folie wieder und formte daraus ein kleines Boot. Gleiche Folie, gleiches Gewicht, nur eine andere Form. Er setzte es vorsichtig auf die Wasseroberfläche … und … es schwamm! Doch es wurde noch spannender: Enos legte eine Münze in das Boot. Dann noch eine. Und noch eine! Bei der dritten Münze war es soweit, das Boot tauchte langsam unter die Wasseroberfläche.
Und jetzt du! Schaffst du es, mehr Münzen in dein Boot zu legen als Enos? Wie viele kleine Schätze kann dein Boot tragen, bevor es untergeht? Probier es aus und entdecke den Zauber des Auftriebs!


Wir würden uns freuen, von dir zu hören!
Hat dir Das Geheimnis der schwimmenden Kokosnuss gefallen? Hast du Ideen, Wünsche oder Tipps für uns? Dann schick uns gerne dein Feedback. Wir freuen uns drauf!