Die starken Kräfte hinter El Niño und La Niña
Zwei Phänomenen, die Wetter, Meeresströmungen und Ökosysteme weltweit beeinflussen.
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El Niño und La Niña sind mächtige Klimaphänomene, die Ozeanströmungen und weltweite Wetterbedingungen erheblich beeinflussen. Ihr Verständnis ist entscheidend – für Segler, Meteorologen und alle, die von den Veränderungen des globalen Klimas betroffen sind.
Die El Niño–Southern Oscillation (ENSO) ist eine der stärksten natürlichen Zyklen der Erde. Er verändert auf dramatische Weise die Windmuster, Oberflächenströmungen, Meerestemperaturen – sogar die Lage der Jetstreams. Dieses dynamische System entfaltet sich über dem tropischen Pazifik und erstreckt sich von der Westküste Südamerikas bis nach Australien und Indonesien.
Normalerweise ist diese Region von beständigen Passatwinden geprägt, die von Ost nach West wehen. Sie schieben warmes Oberflächenwasser in den westlichen Pazifik und ermöglichen gleichzeitig das Aufsteigen kühler Tiefenwasser an der Küste von Peru und Ecuador, das als Auftrieb bezeichnet wird.. Doch diese Passatwinde und die Strömungen, die sie antreiben, sind nicht konstant. Alle 2 bis 7 Jahre gerät das System aus dem Gleichgewicht und wechselt in eine von zwei deutlich unterschiedlichen Phasen: El Niño oder La Niña.
🌤️ Neutrale Phase – „Der Normalzustand“
Passatwinde wehen stetig von Ost nach West entlang des Äquators.
Warmes Oberflächenwasser sammelt sich im westlichen Pazifik (nahe Indonesien und Australien).
Im östlichen Pazifik (vor Südamerika) steigt kaltes, nährstoffreiches Tiefenwasser durch Auftrieb an die Oberfläche.
Die Thermokline (Grenzschicht zwischen warmem Oberflächenwasser und kaltem Tiefenwasser) verläuft schräg: tief im Westen, flach im Osten.
Die atmosphärische Konvektion (Wolkenbildung und Regen) konzentriert sich über dem warmen Wasser im Westen.
Ergebnis: Ausgeglichene Klimamuster – regelmäßige Monsunzeiten in Asien, fischreiche Gewässer vor Südamerika und weitgehend typische Wetterverhältnisse weltweit.


🔥 El Niño – „Die warme Phase“
El Niño entsteht, wenn die Passatwinde schwächer werden oder sich umkehren. Diese Störung erlaubt es dem warmen Wasser im westlichen Pazifik, nach Osten zu fließen. Es „schwappt“ über den Ozean bis an die Küsten Süd- und Mittelamerikas.
Warmes Wasser unterdrückt den Auftrieb vor Südamerika, wodurch nährstoffreiches Tiefenwasser ausbleibt– mit verheerenden Folgen für die Fischerei.
Die Thermokline wird flacher, was den Zustrom kalten Wassers im gesamten Becken verringert.
Regenzonen verschieben sich ostwärts: Überschwemmungen in Peru und Ecuador, Dürre in Indonesien, Australien und Teilen Südostasiens.
Der östliche und zentrale Pazifik wird deutlich wärmer – oft um 2–3 °C über dem Durchschnitt.
Die Atmosphäre reagiert global: Jetstreams verschieben sich, verändern Sturmverläufe weltweit.
Globale Auswirkungen:
Feuchtere Winter im Süden der USA und an der Westküste Südamerikas
Trockene Bedingungen in Australien, Indonesien und Teilen Afrikas
Weniger Hurrikans im Atlantik (durch verstärkte Windscherung)
Korallenbleiche durch langanhaltend warmes Meerwasser
Hinweis für Segler: Rechne mit unzuverlässigen Passatwinden, ungewöhnlichen Strömungen und veränderten Dünungsmustern im gesamten Pazifik.


❄️ La Niña – „Die kalte Phase“
Im Gegensatz zu El Niño tritt La Niña auf, wenn die Passatwinde stärker als üblich wehen und dadurch noch mehr warmes Oberflächenwasser in den westlichen Pazifik drücken.
Im östlichen Pazifik kommt es zu verstärktem Auftrieb von kaltem Tiefenwasser, was zu unterdurchschnittlich kalten Meerestemperaturen führt.
Die Thermokline neigt sich deutlich stärker von West nach Ost – sie wird im Westen tief, im Osten sehr flach.
Die atmosphärische Konvektion verlagert sich noch weiter nach Westen – mit starken Regenfällen und Überschwemmungen in Südostasien und Australien, aber Trockenheit an der Pazifikküste Südamerikas.
Globale Auswirkungen:
Mehr Hurrikans im Atlantik
Kältere und stürmischere Winter im Nordwesten Nordamerikas
Dürreperioden im Süden der USA und an der Westküste Südamerikas
Produktivere Fischerei vor Peru und Chile dank nährstoffreichem Auftrieb
Hinweis für Segler: Rechne mit stärkeren Passatwinden, schnelleren Westströmungen und raueren Bedingungen im westlichen Pazifik.








CREDIT: NOAA View
Im Juni 2025 prognostiziert das NOAA Climate Prediction Center mit hoher Wahrscheinlichkeit (82 %), dass der tropische Pazifik während des Sommers 2025 und bis Anfang 2026 im ENSO‑Neutralzustand bleiben wird.
Allerdings gibt es auch einen deutlichen 41 %‑igen Wahrscheinlichkeitsanstieg für eine schwache La Niña im Winter 2025–26.
👉 Für Segler bedeutet das: In den kommenden Monaten ist relativ stabiles Klima zu erwarten, doch ein möglicher Übergang zu La Niña im Winter könnte verstärkte Passatwinde, kühlere Meerestemperaturen und veränderte Strömungsmuster im Pazifik mit sich bringen.


CREDIT: NOAA Climate Prediction Center
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