Rückblick: Juni
Familiencrew auf See
Als meine Eltern zu Besuch kamen, setzten wir die Segel nach Moorea, einer nahegelegenen Insel, die wirkt, als wäre sie einem Bilderbuch entsprungen. Wir verbrachten mehrere Nächte dort vor Anker, erkundeten üppige Dschungelpfade, bestiegen die Felsen und spazierten an Ananasfeldern vorbei. Die Landschaft war atemberaubend, alles roch grün und lebendig.
Das Wasser um uns herum war in einem unwirklichen Blauton gefärbt, so tief, dass es fast violett schimmerte. An einem Abend, während wir im Sonnenuntergang hineinsegelten, gesellte sich eine Gruppe Delfine zu uns. Sie sprangen direkt neben dem Boot durch die Wellen. Einer von ihnen zeigte uns sogar Saltos und Drehungen, als wollte er nur für uns eine Show abliefern. Es war pure Magie.
Und als ob das noch nicht traumhaft genug gewesen wäre, boten uns einige nette Nachbarn, die in der Nähe vor Anker lagen, frisch gefangenen Mahi Mahi an. Wie könnte das Leben besser sein. Aber natürlich liebt das Bootsleben die Balance und mit all der Schönheit kam auch ein gutes Stück Chaos.
Trouble in Paradise
Nach unserem ersten "großen" Segeltörn machte ich am nächsten Morgen wie gewohnt einen Check im Maschinenraum und fand ihn voller Wasser. Panik. Ich schaltete sofort die Bilgenpumpe ein und begann, die Ursache des Lecks zu suchen. Zum Glück war der Übeltäter schnell gefunden: die Propellerwellen-Dichtung. Sie war nicht richtig auf Spannung. Eine kleine Justierung und das Leck war gestoppt. Krise Nr. 1 abgewendet, aber die eigentliche Bewährungsprobe kam auf dem Rückweg nach Tahiti.
Auf dem Rückweg nach Tahiti hatten wir fast keinen Wind, aber eine hartnäckige Dünung rollte unablässig heran. Mein Dad, seekrank, verzog sich unter Deck, um etwas Schlaf zu finden. Mir ging es kaum besser (ich arbeite noch an meiner Seekrankheits-Toleranz), aber ich blieb oben bei meiner Mum. Wir regelten die Segel, schalteten den Motor ein und aus, änderten den Kurs, nur damit wir uns immer wieder umdrehen und feststellen konnten: Die Insel war immer noch genau da, wo sie vorher war.
Irgendwann kam eine sanfte Brise auf. Hoffnung! Aber nicht genug. Wir würden es nicht vor Sonnenuntergang in die Marina schaffen. Also starteten wir den Motor. Doch wir hörten kein Kühlwasser aus dem Heck kommen. Gerade als ich nach hinten ging um nach zu gucken und mich vorbeugte, wurde mir schwindelig und ich übergab mich. Genau in dem Moment begann der Motoralarm zu schrillen: Überhitzung. Kein Wasser. Schlecht. Sehr schlecht.
Ich konnte nicht unter Deck, also bot sich meine Mum an, nachzusehen. Sie fand nichts Offensichtliches, also weckten wir meinen Vater. Immer noch seekrank, aber sofort hellwach. „Wahrscheinlich der Impeller“, sagte er. Und er sollte recht behalten.
Ich wusste genau, wo das Ersatzteil lag, also blieb ich oben am Steuer, während meine Mum unten versuchte, meiner Anleitung zu folgen und den Ersatz-Impeller zu finden. Mein Vater, schwankend in den Wellen, schaffte es tatsächlich, das kaputte Impeller-Rad auszubauen und das neue einzusetzen. Kaum war er fertig, starteten wir den Motor erneut und er schnurrte wieder. Wir fuhren in die Marina ein, gerade als die Sonne den Horizont berührte.
Noch eine Überraschung
Am nächsten Tag wollten wir den Motor noch einmal genau inspizieren, nur um sicherzugehen das tatsächlich alles in Ordnung war. Dabei fiel mir etwas Seltsames auf. Der Motor hatte sich verschoben. Alle Halterungen hatten sich durch die Bewegungen gelöst. Wäre er komplett verrutscht, hätte er in die Bilge stürzen können. Nicht ideal oder mit anderen Worten: katastrophal.
Wir ruckelten ihn zurück an seinen Platz und zogen alles wieder fest. Eine weitere temporäre Lösung. Eine weitere Lektion. Etwas, das Alex und ich beim nächsten Mal richtig reparieren müssen.






⚡ Lektionen & Reparaturen
🔋 Strom:
Wir haben gelernt: Die Anzeige welche die Batterie Werte angibt, muss beim Einbau neuer Batterien manuell kalibriert werden. Kapazität in Amperestunden, Spannungsgrenzen usw. müssen manuell eingeben werden, sonst rät das Gerät mehr oder weniger nur wie voll die Batterien tatsächlich sind.
Unsere hinteren Solarpanels? Funktionieren einwandfrei. Die auf dem Dach? Fast nutzlos, sie haben kaum Leistung. Also runter damit. Sie waren sowieso nervig, vor allem, weil sich Seile ständig darin verheddert hatten.
Unser Windgenerator? Drehte sich nicht richtig und war ohnehin abgeklemmt. Selbst wenn er angeschlossen wäre, hätte er kaum mehr als 1 Volt gehabt, definitiv zu wenig um die Batterien zu laden. Ein neuer steht auf der Liste.
Außerdem haben wir festgestellt: All unsere Steckdosen laufen über Wechselrichter, statt das die 12V-Steckdosen direkt am Netz angeschlossen sind. Das macht macht keinen Sinn, da wir darüber viel Leistung verlieren. Das werden wir ändern. Zusätzlich ist der Schalter, mit dem man eigentlich den Kühlschrank ausschaltet, wirkungslos. Der Kühlschrank ist direkt in den Hauptstromkreis verdrahtet. Gut zu wissen um es schnellst möglich zu ändern.
🧭 Navigation:
GPS und Autopilot funktionieren soweit gut. Das Windmessgerät zeigt leider nur die Windrichtung, nicht die Windstärke an. Als wir den Windmesser geöffnet haben, haben wir gesehen das die Platine leicht korrodiert war. Problem erkannt, aber leider nicht viel zu machen (außer neu kaufen).
Das Toplicht im Masttop ging ebenfalls nicht, aber nachdem wir die Glühbirne ausgetauscht haben (hoch oben im Mast!), leuchtet es wieder.
Zum Rückwärtsfahren musste der Getriebehebel so weit zurückgezogen werden das er das Steuerrad blockierte. Darum haben wir haben den Bowdenzug verkürzt.
⛵ Segel:
Beim ersten richtigen Segeltörn ist uns die Genua gerissen. Sie war schon so oft geflickt worden, dass eine weitere Reparatur kaum Sinn machte. Wir haben sie trotzdem noch einmal geflickt, aber der Austausch steht an. Zum Glück sind die anderen Segel noch in brauchbarem Zustand, auch wenn wir diese ebenfalls vor unserer großen Fahrt austauschen sollten.
Wir haben auch das Seitennetz zwischen Großbaum und Mast neu befestigt. Dieses hilft, das Großsegel bei Wind besser runterzubekommen, sodass es nicht über Board fliegt.
Ach ja, als wir die Genua flicken wollten, haben wir sie versucht runter zu ziehen, leider hing sie fest. Wir mussten hochklettern und haben den Übeltäter gefunden: Eine kleine Schraube ragte aus der Schiene und blockierte die Fallführung. Klassiker.
🚽 Und sonst so:
Die quietschende Toilette wurde repariert und ein paar alte Schläuche ersetzt.
Wir arbeiten weiterhin daran, das Boot wirklich dicht zu bekommen. Zum Beispiel kommt durch den Ankerkasten ziemlich viel Regenwasser, was okay wäre, wenn es direkt in die Bilge laufen würde. Stattdessen läuft es an der Decke entlang und laufen an der Holztür zur Kabine hinunter. Eine weitere Sache auf unsere „To-Do“-Liste.
Außerdem muss bei einem Fenster die Dichtung erneuert werden. Bis dahin haben wir erstmal alles provisorisch abgeklebt, damit kein Wasser reinkommt.
Rückblick
Unterm Strich: Es war ein unvergesslicher Törn. Wir haben unglaublich viel über das Boot gelernt und ich habe gemerkt, wie viel Arbeit mir noch mit meiner Seekrankheit bevorsteht. Ich bin wahnsinnig dankbar für meine Eltern: für ihre technische Hilfe, das Kochen, das Aufräumen und einfach dafür, dass sie das alles mit uns geteilt haben.
Es war intensiv, wunderschön, manchmal frustrierend, oft lustig und absolut jede Sekunde wert.
Alex und ich sind motivierter denn je, Tauha weiter fit zu bekommen für das große Abenteuer das noch vor uns liegt.
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