Zwischen Erfolg und Rückschlag

Wie wir den Motor retten wollten und das Licht verloren ging

Heute ist der erste Tag zurück auf Tauha.
Tahiti erwacht früh. Schon gegen drei Uhr morgens krähen die Hähne, Autos starten, Hunde bellen. Zum Glück liegen wir etwas weiter draußen vor dem Hafen, sodass ich das normalerweise kaum höre. Doch mit leichtem Jetlag weckten mich diese Geräusche heute trotzdem. Drei Uhr war allerdings wirklich keine Zeit zum Aufstehen. Also drehte ich mich noch einmal um und schlief wieder ein. Gegen halb sechs kitzelten die ersten Sonnenstrahlen meine Nase. Zeit, aufzustehen, bevor die Sonne ganz über der Insel aufging und die Hitze kam.

Ich ging in die Kajüte hinunter, während Alex noch schlief, und begann, die Wasserventile zu öffnen und den Strom einzuschalten. Offenbar war ich dabei etwas laut, denn Alex wachte von den Geräuschen auf. Kurz darauf standen wir beide an Deck, putzten uns die Zähne und wurden gleich von der ersten Schildkröte des Tages begrüßt. Ich glaube, das ist und bleibt ein besonderer Moment, egal wie oft wir ihn erleben werden.

Danach machte ich Alex einen Kaffee, wir aßen eine Kleinigkeit und genossen den friedlichen Morgen. Es war das erste Mal, dass Alex tatsächlich erlebte, wie einfach es jetzt ist, morgens Kaffee zu machen. Keine elektrischen Probleme oder zumindest noch nicht. Ein kleines Stück Alltag, das sich einfach wunderbar anfühlte.

Nach dem Frühstück machten wir uns an die Arbeit: Das Dinghy musste losgeknotet und gedreht werden. Das Loch hinten im Dinghy, durch das Wasser ablaufen soll, hatten wir bisher einfach mit einem Schwamm verstopft. Alex hatte nun ein Ventil gekauft, mit dem wir es hoffentlich endlich besser abdichten und das Wasser leichter ablaufen lassen konnten. Es war ein Einwegventil, das Wasser zwar hinaus-, aber nicht mehr hineinströmen lassen sollte.

Während Alex sich darum kümmerte, schaute ich mir den Traveller an – das Bauteil, mit dem das Segel zwischen Backbord und Steuerbord hin- und hergeführt wird. Die Rollen dafür waren komplett hinüber, sie mussten auf jeden Fall ausgetauscht werden. Also nahm ich den ganzen Traveller auseinander, um zu sehen, wie wir ihn reparieren könnten. Ich hatte zwar kleine Ersatzrollen mitgebracht, aber sie passten leider nicht. Also verschob ich das Problem vorerst. Vielleicht würden wir an Land Ersatzteile finden.

Alex war währenddessen noch immer mit dem Dinghy beschäftigt. Mir wurde inzwischen etwas schwummrig. Es war heiß geworden, ich hatte kaum gegessen, und das Schaukeln tat sein Übriges. Also setzte ich mich in den Schatten und half Alex nur, wenn er etwas brauchte.
Das Ventil war etwas zu groß für das Loch im Dinghy, also begann Alex, es mit einer Feile zu vergrößern. Ich glaube, unsere Nachbarn freuten sich sehr, dass wir wieder da waren und um sieben Uhr morgens Metall feilten. 😄 Auch das Ventil selbst musste noch zurechtgesägt und gefeilt werden, bis es endlich passte. Als alles fertig war, pumpten wir das Dinghy auf und ließen es zu Wasser. Hielt das Ventil dicht? Sagen wir mal: Es könnte schlimmer sein. Vermutlich war es noch nicht ganz gerade gefeilt oder fest genug verschraubt – aber für den Moment war es gut genug. Hauptsache, kein Schwamm mehr!

Mit dem Dinghy im Wasser beschlossen wir, an Land zu fahren, unsere Wasserkanister aufzufüllen und einkaufen zu gehen. Der Laden war rappelvoll. Vielleicht war gerade eine frische Importlieferung angekommen, oder vielleicht gehen die Leute hier einfach sonntags einkaufen?
Wir kauften frischen Fisch, Gemüse, Obst und ein paar Snacks, genug für die ersten Tage.

TRAVELLER
Kaputt

Zurück auf dem Boot war es schon Mittag. Wir aßen frischen, rohen Fisch mit Brot, simpel, aber köstlich. Danach starteten wir direkt in das wohl größte Projekt dieses Trips: die Motorlager. Alle vier waren bei der letzten Fahrt ausgerissen.

Kurz erklärt: Der Motor ist mit vier Metalllagern am Boot befestigt, die jeweils einen Gummikern haben, um Vibrationen abzufangen. Unsere waren alt, angerostet und spröde. Auf unserem letzten Törn hatten wir eines Morgens festgestellt, dass sich der Motor komplett verschoben hatte und fast in die Bilge gefallen war. Das Metall hatte sich vom Gummi gelöst, sodass der Motor nicht mehr richtig mit dem Boot verbunden war. Bevor wir den Motor also wieder starten konnten, mussten die Lager unbedingt ersetzt werden.

Die Frage war nur: Wie?
Wir hatten vier neue Motorlager, aber keine einfache Möglichkeit, den Motor anzuheben. Diese Motoren sind eigentlich so konstruiert, dass man sie von oben an Aufhängungen hochziehen kann, doch über dem Motor befindet sich der Cockpitboden. Die Platte dort lässt sich nicht einfach entfernen: Sie ist verklebt, schwer, und selbst wenn wir sie herausnehmen würden, wie sollten wir den Motor dann heben?

Wir hatten ein Vierkantholz und zwei Spanngurte, also war Kreativität gefragt.
Am Ende beschlossen wir, den Motor gar nicht komplett anzuheben, sondern ihn einfach in Position zu halten. Wir spannten die Gurte durch die Ösen am Motor, führten sie durch die Luke im „Hobbit Hole“ und über das Cockpit und wieder zurück durch die Luke über den Batterien. Mit dem Vierkantholz hob Alex den Motor leicht an, während ich die Gurte festzog. Dann hieß es: Bereit zum Lagerwechsel.

BROKEN ENGINE MOUNTS

Wir begannen vorne auf der Backbordseite. Da es das erste Lager war, dauerte es etwas länger, eine gute Technik zu finden, aber nach drei Stunden war das erste Lager erfolgreich ersetzt. Wir hatten noch genug Tageslicht, also machte sich Alex an das vordere Steuerbord-Lager.
Dort war es schwieriger: Er musste in den Motorraum klettern, hatte kaum Platz und schlechte Sicht. Nach etwa zwei Stunden war aber auch dieses gewechselt. Die Sonne ging gerade unter, also beschlossen wir, es für heute gut sein zu lassen und bauten unsere Konstruktion ab.

Zur Feier des Tages und weil wir glaubten, die Hälfte geschafft zu haben, sprangen wir ins kühle Nass. Es war herrlich, im Licht der untergehenden Sonne im Pazifik zu schwimmen. Das Wasser war so klar und warm, der Blick einfach atemberaubend. Danach teilten wir uns ein Bier und genossen den Sonnenuntergang auf dem Deck.

Als die Sonne hinter dem Horizont verschwunden war, wollte ich noch etwas aufräumen, während Alex begann, das Abendessen vorzubereiten. Nach all der Arbeit hatten wir uns das wirklich verdient. Doch keine fünf Minuten später rief Alex von unten: „Sag mal, wie macht man nochmal das Gas an?“ Eigentlich muss man dazu lediglich am Schaltpanel die Sicherung einschalten. Sie war drin, aber statt dass das Gas funktionierte, ging nur das Bilge Pump Warning Light an. Das bedeutet normalerweise, dass Wasser im Boot steht und die Bilgepumpe anspringt, um es abzupumpen. Und nicht nur das Gas verweigerte seinen Dienst, auch das Licht blieb störrisch dunkel.

Was war denn jetzt los? Die Bilge war leer, die Pumpe aus, aber nichts funktionierte. Der Abend endete damit, dass wir mit Taschenlampen im Motorraum nach dem Fehler suchten. Am Morgen hatte noch alles perfekt funktioniert, irgendetwas musste beim Arbeiten an den Motorlagern beschädigt worden sein. Aber wir fanden nichts offensichtliches.

Nach zwei Stunden gaben wir auf, aßen noch etwas Brot mit Ziegenkäse und krochen erschöpft ins Bett.
Glücklich über unseren Erfolg und gleichzeitig frustriert über das neue Elektrikproblem. Aber wir waren zuversichtlich: Morgen würden wir den Fehler finden und alles wieder zum Laufen bringen.

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